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Ohne Freie Berufe geht es nicht

Ohne Freie Berufe geht es nicht

Neujahrsempfang des Verbandes der Freien Berufe in Niedersachsen im Haus der Ärztekammer legte den Fokus auf die Bedeutung der freien Berufe - auch im ländlichen Raum

 

Freie Berufe sind gesellschaftlich hoch relevant, weil deren Akteure Kompetenz besitzen und Vertrauen genießen, keine gewerblichen Interessen verfolgen, staatsentlastend wirken und das Gemeinwohl fördern - und dies immer vor Ort, dort wo die Beteiligten wohnen und arbeiten. So definierte Robert Marlow, Präsident des Verbandes der freien Berufe in Niedersachsen (im Bild oben 4. von links), den Zusammenschluss so unterschiedlicher Gruppen wie der Ärzteschaft, den Architekten, Steuerberatern oder Rechtsanwälten. Bundesweit trügen die freien Berufe doppelt so viel zum Bruttoinlandsprodukt bei, wie die Automobilindustrie. Also, da konnte es nicht schaden, sich selbst der Bedeutung zu vergewissern und sie auch gegenüber der Politik ausdrücklich zu betonen. Gelegenheit hierzu gab es beim erstmalig ausgerichteten Neujahrsempfang des Verbands der freien Berufe Niedersachsen. Die Ärztekammer und ihre Präsidentin Martina Wenker (im Bild oben 3. von links) boten den rund 200 Gästen am 8. Januar 2025 in ihrem Neubau einen hervorragend gestalteten Rahmen und die Politik war auch gekommen.

 

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (im Bild oben 2. von links) nahm Marlows Forderung nach einem Leitbild für die freien Berufe, um damit zunehmende Angriffe auf die Selbstverwaltung kontern zu können, auf und will es bis zum Sommer umsetzen. Die Gesellschaft müsse stärker über die Bedeutung dieser Berufe aufgeklärt werden und der Staat mehr Verantwortung an die selbstorganisierten Berufe abgeben. Dass die diese Verantwortung auch übernehmen wollen, betonte Dr. Stephan Hofmeister, Präsident des Bundesverbandes (im Bild oben links) der freien Berufe und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Er forderte: „Lasst uns mehr machen.“ Jetzt, kurz vor den Wahlen, sei der richtige Zeitpunkt, daran zu erinnern, dass die Politik die freien Berufe, die das Herzstück des Mittelstandes seien, stärken und ihr Potenzial nutzen sollten. Gerade in diesen aufgewühlten Zeiten ständen die beschriebenen Disziplinen für Freiheit, Verantwortung und Resilienz.

 

Besonders im ländlichen Raum seien die Vertreterinnen und Vertreter der freien Berufe wichtige Stützpfeiler ihrer Orte. Sie stellten das Gemeinwohl über wirtschaftliche Interessen und seien unverzichtbare Akteure des Zusammenlebens, wie Prof. Dr. Javier Revilla Diez von der Uni Köln (im Bild oben 4. von links) belegte. Doch gleichzeitig ist nicht nur der Ärztemangel auf dem Land sehr real.

Nicole Löhr und Thorsten Schmidt vom Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen

Thorsten Schmidt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVN (i.B.r.), der gemeinsam mit Vorständin Nicole Löhr (i.B.l.) am Neujahrsempfang teilnahm, hatte tags zuvor genau zu diesem Thema SAT.1 ein Interview gegeben und verdeutlicht, wie die KVN versucht, Niederlassungen von Ärztinnen und Ärzten in den Regionen zu fördern. Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Infrastrukturdefizite, bürokratische Hürden und Kostendruck bis hin zur sozialen Isolation schaffen in den ländlichen Räumen jedoch schwierige Bedingungen. Revilla Diez forderte mehr lokale Maßnahmen, u. a. eine stärkere Vernetzung der Beteiligten, wo die Verbände und Institutionen eine wichtige Rolle übernehmen könnten.

 

Die gesellschaftliche Relevanz der freien Berufe war an diesem Abend auf allen Seiten Konsens, auch dass die Player von Ärzteschaft bis Rechtsanwälte wichtige Ansprechpartner für die Politik sind. In unsicheren Zeiten brauche es Verlässlichkeit und Orientierung. Die kann die im Dorf tätige Ärztin ebenso vermitteln, wie der Architekt, der sich um die Sanierung der Gemeinde-Kita kümmert. Freie Berufe stehen so im Zentrum der - gerade auch ländlichen  Gesellschaft. Wirtschaftsminister Lies sagte: „Niedersachen steht zu den freien Berufen.“ Ein gutes Fazit.