Neustart wagen mit neuer Regierung
Liebe Mitglieder,
die Bundestagswahl liegt hinter uns. Das Gesundheitswesen war leider kein Thema im Wahlkampf und das, obwohl wir so viele Punkte haben, um die wir uns auch im Sinne der Patientinnen und Patienten kümmern müssen. Daher brauchen wir jetzt schnell eine handlungsfähige Regierung, die sich den drängenden gesundheitspolitischen Themen in Deutschland konsequent annimmt. Die wichtigen Punkte haben wir bereits oft benannt: Patientensteuerung, Entbürokratisierung, Digitalisierung, mehr Studienplätze und nicht zuletzt eine angemessene Finanzierung. Die jüngsten Vorschläge der AOK jedoch, die eine Rücknahme der hausärztlichen Entbudgetierung sowie die der Kinderärzte und eine Streichung der Zuschläge für Terminvermittlung vorsehen, lehnen wir entschieden ab. Wir in Niedersachsen wollen und können konstruktiv - gemeinsam mit den anderen KVen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung - unseren Teil zu sachgerechten Lösungen beitragen und haben ein Portfolio an Vorschlägen. Für Gespräche stehen wir jederzeit bereit.
Eine Gesundheitspolitik für eine moderne und zeitgemäße (ambulante) medizinische Versorgung bedeutet, dass sich die Politik ehrlich um eine Problemlösung bemühen muss. Wenn über Sondervermögen viele Milliarden Euro in die Hand genommen werden, darf mit den Krankenhäusern nicht nur ein Teilbereich des Gesundheitswesen bedacht werden, die ambulante Versorgung, die Praxen der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sind es, die mit rund 600 Millionen Fällen den mit Abstand größten Anteil der Patientenbehandlungen stemmen. Und gerade vor dem Hintergrund der Überalterung der Ärzteschaft, dem fehlenden medizinischen Nachwuchs und dem Fachkräftemangel in den Praxen beim nichtärztlichen Personal darf die Politik nicht weiter abwarten, sondern muss endlich die Lösungsansätze aus der Ärzteschaft ernsthaft aufgreifen. Gleichzeitig sollte sie sich zur Freiberuflichkeit und zur Selbstverwaltung bekennen. Obwohl das Prinzip der Selbstverwaltung eine tragende Säule des deutschen Gesundheitssystems ist, gab es in der Vergangenheit immer wieder politische Angriffe.
Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sind ausschließlich dem Wohl ihrer Patientinnen und Patienten verpflichtet. Die kommende Regierung muss funktionierende Rahmenbedingen schaffen, in dem dieses Selbstverständnis wieder allerorten bestmöglich gelebt werden kann. Also liebe zukünftige Bundesregierung: Neustart wagen.
Mark Barjenbruch
Vorstandsvorsitzender der KVN
Thorsten Schmidt
Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVN
Nicole Löhr
Vorständin der KVN