Pressemitteilung

Das Gesundheitswesen von morgen wird digital

Niedersächsischer Gesundheitspreis

KV Niedersachsen veranstaltet 1. Digital Health Kongress in Hannover

 

Am 14. September 2024 haben sich in Hannover rund 150 Vertreterinnen und Vertreter des niedersächsischen Gesundheitswesens zum 1. Digital Health Kongress der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) getroffen. Das Motto der Veranstaltung: „Zukunft ist jetzt! – Digital Health im Praxisalltag“.

Die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer aus Politik, Gesundheitswirtschaft sowie aus den ambulanten Versorgungsbereich des Gesundheitswesens nutzten die Gelegenheit, um sich zu vernetzen und Einblicke in aktuelle eHealth-Themen zu erhalten.

 

„Auf dem Digital Health Kongress beschäftigen wir uns mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der digitalen Gesundheitsversorgung. Die KVN bietet eine Plattform zum Austausch von Fachwissen und Erfahrung. Von der elektronischen Patientenakte über Telemedizin bis hin zum Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) – die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist digital“, sagte die KVN-Vorständin und Digitalisierungsexpertin Nicole Löhr.

 

Löhr weiter: „Allerdings ist uns allen bewusst, dass die Digitalisierung des deutschen Gesund­heitssystems langsam voranschreitet: Deutschland belegt im internationalen Vergleich seit Jahren einen der letzten Plätze. Welche Trends und Technologien haben also das Potenzial, die Gesundheitsversorgung in den kommenden Jahren in Deutschland nachhaltig zu verändern und voranzubringen? Mit dieser Leitfrage beschäftigen wir uns heute auf dem 1. Digital Health Kongress der KVN.“

 

Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, eröffnete den Kongress. Er hob in seinem Grußwort hervor, dass die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die den stationären und den ambulanten Bereich, aber auch die Apotheken, die Heil- und Hilfsmittelerbringer und den Pflegebereich betrifft. Sein Credo: Gerade für stark belastete Berufsgruppen im Gesundheitswesen muss die Entlastung durch Digitalisierung insbesondere von Bürokratie im Vordergrund stehen.

Digital Health-Kongress 2024

Dr. Sibylle Steiner, Vorständin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), beleuchtete die Digitalisierung im System der Kassenärztlichen Vereinigungen. „Ich setze mich für eine Digitalisierung ein, die Praxen und Patienten nutzt, indem sie Arbeitsabläufe erleichtert und einfach zu bedienen ist. Die KBV und die KVen sind bereit, Verantwortung für die Digitalisierung zu übernehmen und aktiv mitzugestalten.“


Digitalisierung biete viele Chancen für die ambulante medizinische Versorgung von morgen. „Allzu oft kreisen Digitalisierungsprozesse aber hauptsächlich um die technische Machbarkeit, Standards, Kontrolle und Nachweispflichten. Wir als KV-System wollen nicht nur über das technisch Notwendige und Machbare reden, sondern vor allem über digitale medizinische Versorgungskonzepte für die Zukunft“, sagte Steiner.


Dr. Kristina Spöhrer, Hausärztin in Winsen an der Luhe und Sprecherin der AG Digitales des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, setzte sich mit der Digitalisierungsstrategie des Bundesgesundheitsministeriums und der aktuellen Gesetzgebung auseinander. „Die Hausärztinnen und Hausärzte stehen den Digitalisierungsplänen grundsätzlich wohlwollend gegenüber. Allerdings haben wir in der Vergangenheit immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die Anwendungen in den Praxen häufig nur extrem holprig oder auch gar nicht funktionieren. Das muss in den kommenden Monaten zwingend besser werden, damit zukünftig sowohl wir Ärztinnen und Ärzte als auch die Patientinnen und Patienten wirklich profitieren“, sagte Spöhrer.

 

Bei der elektronischen Patientenakte, die 2025 flächendeckend eingeführt werden soll, sei die Opt-out-Lösung für Patientinnen und Patienten allein aber noch nicht der Schlüssel zum Erfolg. „Die Widerspruchslösung ist nur ein kleiner Baustein dazu“, so die Hausärztin. Bei einer Opt-out-ePA werden alle Versicherten eine elektronische Gesundheitsakte bekommen, es sei denn, sie widersprechen aktiv dagegen. „Kaum jemand zweifelt am Sinn der ePA. Bisher lässt aber die Umsetzung sehr zu wünschen übrig. Es wäre eine echte Verbesserung für die Praxen, wenn die ePA-Anwendungen praxistauglich wären. Viel Zeit bis zum ePA-Start bleibt allerdings nicht mehr“, so Spöhrer.

 

Dr. Susanne Ozegowski, Abteilungsleiterin für Digitalisierung im Bundesministerium für Gesundheit, räumte in ihrem Statement ein, dass die Ressource Arzt und die Ressource Pflegekraft immer wertvoller werde. Es gebe in beiden Bereichen noch ineffiziente Arbeitsschritte und echte Zeitfresser. Die Digitalisierung eröffne für die Leistungserbringer im Gesundheitswesen endlich wieder die Möglichkeit, mehr „Medizin“ zu machen.

 

Mit einer inspirierenden Keynote zum Thema künstliche Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen stieg Dr. Sven Jungmann, Arzt, Machine Olfaction Founder-CEO, KI- und Zukunftsforscher, am Nachmittag in den Kongress ein. Die Ausführungen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte, die digitale Prozesse in ihren Praxen proaktiv einsetzen, ermöglichte es den Teilnehmenden des Digital Health Kongresses, weitere Trends, Entwicklungen und Herausforderungen der digitalen Gesundheitsversorgung zu diskutieren.