Pressemitteilung

Abschaffung der Bevorzugung von Privatpatienten bei Terminvergaben löst Probleme des Gesundheitswesens nicht

Terminservicestelle

KVN: „Wir brauchen eine zielgerichtete Patientensteuerung.“

 

„Angesichts der schwierigen Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ertönt erneut der Ruf nach Abschaffung der Bevorzugung von Privatpatienten durch Vertreter der Krankenkassen und Politiker der SPD. Diese Neiddebatte im beginnenden Wahlkampf bringt uns keinen Schritt weiter“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Mark Barjenbruch, heute in Hannover.

„Die Wartezeiten auf Arzttermine sind tatsächlich ein Riesenproblem. Allerdings liegt dies nicht an der Terminbevorzugung von Privatversicherten, sondern an den Defiziten des deutschen Gesundheitssystems insgesamt“, so Barjenbruch.

 

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen aufgrund der Budgetierung der ärztlichen Honorare je nach Fachrichtung bis zu 20 Prozent der für ihre Versicherten erbrachten Leistungen nicht. „Unter diesen Bedingungen ist es absurd, mehr Termine für GKV-Versicherte zu fordern“, sagte der KVN-Vorstandsvorsitzende.

 

Die gesetzlichen Krankenkassen überhäufen die Praxen mit zusätzlicher Bürokratie. Im Schnitt beschäftigen sich Ärztinnen und Ärzte in Niedersachsen 61 Tage mit bürokratischen Vorgaben. „Zeit, die für die Patientenbehandlung fehlt.“

 

In Niedersachsen gibt es zehn Prozent PKV-Versicherte und 90 Prozent GKV-Versicherte. Bei dieser geringen Anzahl könne man nicht von einer Blockade von Terminen durch PKV-Vericherte für GKV-Versicherte sprechen.

 

Barjenbruch weiter: „Was wir brauchen, ist eine zielgerichtete Patientensteuerung, insbesondere im Akutfall.“

 

„Ohne Privatpatienten würden auch die gesetzlich Versicherten schlechter behandelt werden. Schließlich entfallen vom Umsatz der niedergelassenen Ärzte über 23 Prozent auf Privatpatienten, obwohl sie nur 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen.  Nur so können Ärztinnen und Ärzte ihre Praxen so ausstatten, dass auch die gesetzlich Versicherten davon profitieren“, sagte der KVN-Chef.

 

Jeder Versuch, unser Gesundheitssystem mit Facetten einer Bürgerversicherung in ein Einheitssystem umzugestalten, würde nur Verlierer erzeugen. Die wachsenden Belastungen infolge der alternden Gesellschaft und die steigenden Kosten des medizinischen Fortschritts müssten bewältigt werden. Eine Bürgerversicherung biete aber auf keine dieser Fragen eine Antwort. 

 

Barjenbruch: „Je länger man allerdings suggeriert, die Abschaffung des Wettbewerbs zwischen GKV und PKV würde die Probleme der umlagefinanzierten Sozialversicherung lösen können, desto länger verschleppt man die Suche nachdringend benötigten und nachhaltigen Reformen.“